Governance & Nachhaltigkeit
Aktualisiert: 30. Juni
Anfang 2024 wurden die „Governance-Leitlinien für Nachhaltigkeit von Mittelstandsunternehmen veröffentlicht. Ich durfte zusammen mit anderen Experten als „Praktiker“ an der Erstellung mitwirken. Hierbei wurden die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit und ihre Auswirkungen auf Governance und Unternehmensführung betrachtet, diskutiert und vertieft. Für mich war dies eine einmalige Gelegenheit, Neues zu lernen, zu reflektieren und einzuordnen. Unabhängig von den Grundsätzen, die ein guter Praxisleitfaden sind, möchte ich meine persönlichen Learnings und Take-Aways hier einmal teilen. Das Wichtigste aber vorab: Auch in der Arbeit der Expertenkommission hat sich wieder gezeigt, der Mittelstand muss sich nicht verstecken. Es ist vieles da, muss aber mehr und besser kommuniziert werden.
Nachhaltigkeit und Strategie sind eins. Oder andersrum: Nur wenn die Nachhaltigkeit in der Strategie integriert ist, kann das Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit sinnvoll steuern. Wer es gesondert betrachtet oder an eine Stabsstelle komplett delegiert oder gar an Berater auslagert, der wird den vielfältigen Anforderungen von Markt, Kunden, Personal, Shareholdern und Gesetzgeber nur hinterherrennen können.
Nachhaltigkeit ist Risk Management. Oder andersrum: Die Auswirkungen auf die Financial Performance sind mittelfristig. Derzeit wird ja nicht nur in den USA diskutiert, ob Unternehmen (und auch Anleger) in ihrer Financial Performance leiden, wenn sie das Thema Nachhaltigkeit priorisieren. Ich vergleiche es mit der Situation vor Lehman Brothers. Banken, die ihr Derivate Portfolio reduzierten, waren nicht so erfolgreich wie Lehman (oder aktuell, wenn SVB sein Zins-Exposure nicht hedged, sind sie natürlich erfolgreicher). Der Unterschied: Nachhaltigkeit sind viele verschiedene Themen, es gibt nicht ein Ereignis, sondern eine laufende Serie von Ereignissen. Die Auswirkungen sind direkte und indirekte Kosten, die Unternehmen tragen müssen.
ESG ist die Governance von Ecology und Social. Oder andersrum: Es sind nicht 3 Themen, die nebeneinanderstehen und voneinander losgelöst sind. Und ja, Ökologie und ESG ist nicht nur den CO2-Abdruck reduzieren. Darum ist eigentlich Nachhaltigkeit der bessere Begriff.
Eine neue Herangehensweise der Gesetzgeber. Oder andersrum: Es gibt nicht die eine Meldevorschrift, die ich erfüllen muss. Das Thema Nachhaltigkeit ist vielfältig und teilweise sogar untereinander im Konflikt (Windräder oder Vogelschutz?). Für mich lassen sich die Grundlogik der Gesetzesinitiativen und insbesondere der CSRD (Corporate Social Responsibility Directive) so zusammenfassen:
Das Unternehmen muss für sich entscheiden, was es im Thema Nachhaltigkeit tun möchte
Bei dem, was es tut, muss das Unternehmen nachweisen, dass es für den Geschäftszweck wesentlich ist (Tofu-Würstchen in der Kantine reichen nicht).
Und dieses Tun muss es auch quantitativ belegen, und zwar im Zeitverlauf mit definierten Zielen.
Wer diese 3 Schritte berücksichtigt, kann den Gesetzesanforderungen etwas gelassener begegnen (Was nicht heißt, dass es da keinen Aufwand gibt).
Daten, Daten, Daten. Oder andersrum: Daten sind für die Steuerung der Nachhaltigkeit relevant und entscheidend, sollten sie aber nicht verhindern. Für viele Nachhaltigkeitsthemen liegen keine ausreichenden Daten in den bestehenden Systemen vor. Genauso wie das Thema Nachhaltigkeit aber eine Reise und keine einmalige Aktion ist, sollte daher auch das Thema Nachhaltigkeitsdaten als Reise betrachtet werden. Da Daten und Datenkompetenz ja meine Schwerpunktthemen sind, werde ich hierauf nochmal gesondert in einem weiteren Blog eingehen. Nur so viel vorab: Wenn Nachhaltigkeit integrierter Bestandteil der Strategie ist, kann ich das Thema Nachhaltigkeit nicht in einem abgetrennten Daten-System lösen.
Soweit meine pointiert zusammengefassten Take-Aways zum Thema Nachhaltigkeit und Governance. Gerne kann ich es mit Ihnen vertiefen und diskutieren. Und wer Interesse an den Grundsätzen hat, hier ist der Link:
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